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17.10.2022

Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt - Gemeinsam für den Schutz von Kindern und Jugendlichen!

Warum müssen wir darüber reden?

Im Training jeder Sportart, egal ob im Verein, in der Schule oder an der Hochschule, ist es unerlässlich, dass Hilfestellung gegeben wird. Dabei kommt es zu Berührungen zwischen den Athleten und Trainern/Lehrern/Übungsleitern oder zwischen den Athleten untereinander. Im Rahmen der Debatte verschiedener Missbrauchsskandale ist das Thema sexuelle Belästigung und Berührungen im Sport in einer neuen Dimension angelangt.

Leider ist auch der Deutsche Sport nicht davor gefeit.
Sexualisierte Gewalt ist und bleibt ein Thema von zentraler Bedeutung für alle Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Neben Schulen sind das u.a. Vereine, aber auch kirchliche Institutionen.
Wenn in einer solchen Institution eine Tat bekannt wird, ist Empörung der erste Schritt. Dann wird der Eindruck erzeugt, es handle sich um eine einmalige Sache, ein singuläres Ereignis, das mit Erschrecken zur Kenntnis genommen wird und dass man hier nie erwartet hätte und das sich nie wieder wiederholen dürfe.

Das bestätigen auch Zahlen:
600.000 Schülerinnen und Schüler sind von Missbrauch betroffen, das sind 1-2 pro Schulklasse (Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung). Und das ist nur das sogenannte Hellfeld.

Allerdings ist Sport ohne Berührungen nicht immer möglich. Unter einer Berührung versteht man den unmittelbaren Körperkontakt, der eine physische Verbindung zwischen der Lehrkraft/ Trainer und dem Sportler/-in herstellt und von Einem von Beiden ausgelöst wird. Dieser Körperkontakt kann nur mit einer relativ geringen Distanz aufgebaut werden, man kommt sich also nahe. Ob ritualisierter Handschlag, Umarmen oder Küsschen zur Begrüßung, versehentliches Anrempeln im Zug oder Hilfestellung im Boxen. Und Berührungen durch die Hilfestellung finden häufig an Körperbereichen statt, die sonst nicht akzeptiert sind: Hilfestellung an der Hüfte oder am unteren Rücken.

Selbst bei einfachen, freundschaftlichen Berührungen kann der sogenannte physische Toleranzspielraum einer Person durchbrochen werden. Jede Person verspürt dies in einem unterschiedlichen Maß. Was die Einen als angenehm empfinden, kann für die Anderen bereits peinlich oder zudringlich sein. Auch die Deutung einer Berührung kann sehr unterschiedlich sein, diese hängt von zahlreichen Faktoren, u.a. der Vorerfahrung der jeweiligen Personen ab. Daher ist auch darauf zu achten, wie Athletinnen und Athleten auf Hilfestellung reagieren. Nicht jeder findet dies angenehmen und nicht jeder möchte sich helfen lassen. Manche empfinden Hilfestellung gar als Bedrängen.
Berührungen im Sport werden wie auch Berührungen beim Arzt oder in der Physiotherapie den sogenannten funktional-professionellen Berührungen zugeordnet, die einer sozialen Normierung und Rationalisierung unterliegen. Dennoch ist es im Sport nicht vergleichbar und die gesamte Debatte um sexuelle Gewalt führt dazu, dass Lehrkräfte an Schulen Hemmungen davor haben, ihre Schüler zu berühren und somit Hilfestellungen im Sport nicht von der Fachperson selbst sondern oft ausschließlich von den Schülerinnen und Schülern untereinander durchgeführt werden.

Was ist sexualisierte Gewalt?

Die Begriffe sexualisierte Gewalt und sexuelle Gewalt weisen darauf hin, dass es sich um Taten handelt, bei denen Gewalt und Sexualität in Zusammenhang stehen. Bei sexueller Gewalt ist die körperliche Befriedigung des Täters im Vordergrund, während sexualisierte Gewalt als Oberbegriff für verschiedene Formen der Machtausübung mit dem Mittel der Sexualität verwendet wird. 

Hierbei wird die enge und die weite Definition unterschieden. Bei der engen Definition geht es um erzwungene Handlungen wie Nötigung oder Vergewaltigung – 13% aller Frauen ab 16 Jahren in Deutschland sind lt. einer repräsentativen Studie davon betroffen. Die weit gefasste Definition umfasst sexuelle Belästigung durch Worte, Bilder, Gesten und weiteren Handlungen, wozu auch sexistische Witze gehören. Ca. 80 – 90 % der Taten werden von Männern begangen, oft völlig normale Familienväter, deren Antrieb das Erleben von Macht darstellt.

Was können wir im Verein dagegen tun?

Für den Bereich der Sportvereine wurden zum Thema sexualisierte Gewalt verschiedene Untersuchungen durchgeführt und Leitfäden und Maßnahmenkataloge entwickelt:
Der Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sportjugend (dsj) haben schon vor Jahren einen Handlungsleitfaden für Sportvereine zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt veröffentlicht, welcher zentrale Aspekte der Prävention und Intervention von sexualisierter Gewalt im Sportverein beinhaltet.

Hier geht’s zu den Details, Ansprechpartnern, Konzepten, Arbeitshilfen und Materialien:

https://safesport.dosb.de/
https://www.dsj.de/themen/kinder-und-jugendschutz

Was können wir noch tun?

Zunächst einmal sollte man sich objektiv mit der aktuellen Situation auseinandersetzen und eine Risikoanalyse durchführen. Eine Selbstbewertung des Vereins könnt ihr unter folgenden Link ganz einfach durchführen:
https://ecpat-schutzkonzepte.de/selbstbewertung

In jedem Verein sollten Vertrauenspersonen ernannt, geschult und vorgestellt werden. Einen Handlungsleitfaden für diese Vertrauenspersonen findet ihr unten in den Dokumenten.

Der aktive Einsatz eines Ehrenkodexes fordert alle Beteiligten Personen dazu auf, sich eindeutig von allen Formen der Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen zu distanzieren. Besprecht den Ehrenkodex in der Gemeinschaft und lasst diesen unterschreiben. (Handlungsanleitung unten)

Sprecht offen über dieses Thema und klärt alle Mitglieder auf, warum es wichtig ist, darüber offen zu sprechen. Schweigen schützt die Falschen! Besonders bei Verdachts- und Vorfällen müssen PSG-Beauftragte diese sofort thematisieren – Eine Vorlage zum Gesprächsprotokoll findet hier ebenfalls unten.

Aufarbeitung sexualisierter Belästigung und Gewalt – Bei euch gab es einen Vorfall? Dann holt euch Hilfe und Beratung von den zahlreichen Anlaufstellen und Ansprechpartnern! Eine lückenlose Aufklärung und Aufarbeitung ist die wichtigste Grundlage für die Installierung wirkungsvoller Präventionsmaßnahmen und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Dabei muss der Schutz der Betroffenen oberste Priorität haben.

Doch trotz aller Bemühungen der letzten Jahre ist das Thema aktueller denn je. In einer Studie, die am 15. November 2016 erschien, stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln und des Universitätsklinikums Ulm Ergebnisse des Forschungsprojekts »Safe Sport« vor, in der die Häufigkeiten und Formen von sexualisierter Gewalt im Wettkampf- und Leistungssport sowie den Umsetzungsstand von Maßnahmen zur Prävention und Intervention in Sportverbänden und –vereinen erörtert werden.
Sexualisierte Gewalt kommt auch im Wettkampf- und Leistungssport vor, und zwar nicht häufiger oder seltener als in der Allgemeinbevölkerung. Rund 1.800 Kaderathlet/innen in Deutschland hatten sich dazu an einer Online-Befragung beteiligt und dabei Fragen zu Erfahrungen von sexualisierter Gewalt im Sport beantwortet.
Den Studien liegt ein weites Begriffsverständnis (siehe oben) zugrunde. Es wurden neben sexualisierten Gewalthandlungen mit Körperkontakt auch solche ohne Körperkontakt oder grenzverletzendes Verhalten einbezogen.

• Etwa ein Drittel aller befragten Kadersportler/innen hat schon einmal eine Form von sexualisierter Gewalt im Sport.

• Eine/r von neun der befragten Sportler/innen hat schwere und/oder länger andauernde sexualisierte Gewalt im Sport erlebt. Dabei tritt sexualisierte Gewalt i.d.R. nicht isoliert auf, sondern gemeinsam mit anderen Gewaltformen (z.B. emotionale oder körperliche Gewalt).

• Die Mehrheit der betroffenen Athleten/-innen ist bei der ersten Erfahrung sexualisierter Gewalt im Sport unter 18 Jahre alt.

Es besteht dabei noch erheblicher Bedarf für die Sensibilisierung zum Thema und die konkrete Umsetzung von Schutzmaßnahmen. Zugleich beinhaltet die Vereinskultur wichtige Voraussetzungen für den Schutz vor sexualisierter Gewalt, denn in Vereinen mit einer klar kommunizierten Kultur des Hinsehens und der Beteiligung ist das Risiko für Athlet/innen, sexualisierte Gewalt zu erfahren, signifikant geringer.

Aufgrund der erschreckend hohen Anzahl an Betroffenen, der teilweise enorm geringen Sensibilität von Männern (man nehme nur Witze, Bemerkungen und Pfiffe mit Blick auf Frauen), erscheint es unumgänglich, dass sich Vereine und Verbände ernsthaft mit der Thematik sexualisierter Gewalt auseinandersetzen. „Bei uns gibt es das nicht“ ist, wie Eingangs beschrieben, genauso falsch wie „das ist doch gar nicht so schlimm“ und „so habe ich es nicht gemeint“.

Für die unmittelbar durch den Deutschen Boxsport-Verband mit der sportlichen Arbeit beauftragten Personen hat der Verband zudem eine aus sieben Punkten bestehende, verbindliche Verhaltensrichtlinie erstellt, die über den Ehrenkodex des DOSB hinausreicht und Fragen des sportlichen Alltags aufgreift.

  1. Keine Einzeltrainingsmaßnahmen ohne Kontroll- und Zugangsmöglichkeit für Dritte: Bei geplanten Einzeltrainingsmaßnahmen wird möglichst immer das »Sechs-Augen Prinzip« und/oder das »Prinzip der offenen Tür« eingehalten. D.h. wenn ein Einzeltraining für erforderlich gehalten wird, muss ein(e) weitere(r) Mitarbeiter/in bzw. ein weiteres Kind anwesend sein. Ist dies nicht möglich, sind alle Türen bis zur Eingangstür offen zu lassen.

  2. Keine Privatgeschenke: Auch bei besonderen Erfolgen von einzelnen Kindern bzw. Jugendlichen werden durch Mitarbeiter/innen keine Vergünstigungen gewährt oder Geschenke gemacht, die nicht mit mindestens einem weiteren Mitarbeiter bzw. einer weiteren Mitarbeiterin abgesprochen sind.

  3. Kinder/Jugendliche werden nicht in den Privatbereich mitgenommen: Kinder und Jugendliche werden nicht in den Privatbereich des Mitarbeiters bzw. der Mitarbeiterin (Wohnung, Haus, Garten, Boot, Hütte usw.) mitgenommen, ohne dass nicht mindestens ein/e weitere/r Mitarbeiter/in anwesend ist. Übernachtungen von Kindern und Jugendlichen im Privatbereich eines Mitarbeiters bzw. einer Mitarbeiterin sind in jedem Fall ausgeschlossen.

  4. Kein Duschen bzw. Übernachten: Mitarbeiter/innen duschen nicht gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen. Sie übernachten auch nicht in Zimmern gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen. Die Umkleidekabinen dürfen erst nach Anklopfen/Rückmeldung betreten werden.

  5. Keine Geheimnisse: Mitarbeiter/innen teilen mit Kindern und Jugendlichen keine Geheimnisse. Alle Absprachen, die ein(e) Mitarbeiter/in mit einem Kind bzw. Jugendlichen trifft, können öffentlich gemacht werden.

  6. Keine körperlichen Kontakte gegen den Willen von Kindern und Jugendlichen: Körperliche Kontakte zu Kindern und Jugendlichen (Techniktraining, Kontrolle, Ermunterung, Trost oder Gratulation) müssen von diesen gewollt sein und dürfen das pädagogisch sinnvolle Maß nicht überschreiten.

  7. Transparenz im Handeln: Wird von einer der o.a. Punkte aus guten Gründen abgewichen, ist dies mit mindestens einem weiteren Mitarbeiter bzw. einer weiteren Mitarbeiterin abzusprechen. Dabei sind die Gründe kritisch zu diskutieren. Erforderlich ist das beidseitige Einvernehmen über das sinnvolle und nötige Abweichen von der vereinbarten Verhaltensrichtlinie.

Über folgendem Link findet ihr weitere Infos, die Dokumente und Richtlinien, sowie die Ansprechpartner des DBV:

https://www.boxverband.de/praevention-sexualisierter-gewalt/

Weitere Infos und Anlaufstellen der Verbände in Baden-Württemberg zum Thema sexualisierte Gewalt findet ihr unter:

Badische Sportjugend Nord
https://www.badische-sportjugend.de/PraeventionsexGewalt/

Württembergische Sportjugend
https://www.wlsb.de/geschaeftsstelle-zuschuesse-arbeitshilfen-vorbild-sein/kindeswohl/

Badische Sportjugend Freiburg
http://www.bsj-freiburg.de/KinderJugendschutz/

Wir, der Baden-Württembergische Boxverband, ermutigen alle unsere Mitglieder, Vereine, Partner und Sponsoren sich aktiv gegen den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch sexualisierte Gewalt einzusetzen und jetzt zu handeln!

Prävention geht uns alle an - Hinsehen und Handeln!

Du hast Fragen zu diesem Thema?
Du hast ungewöhnliche Beobachtungen gemacht und bist dir unsicher?
Du bist von diesem Thema betroffen oder kennst jemanden, der betroffen ist?

Dann zögere nicht und wende dich an unsere Vertrauenspersonen!
Wir sind für dich da und helfen dir weiter.

NEIN heißt NEIN!

Schweigen schützt die Falschen!

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